Claudia Darga ist in Hamburg geboren und aufgewachsen. Claudia lebt mittlerweile in Baden Württemberg an der Grenze zu Frankreich. Claudia angelt seit nunmehr 8Jahren gezielt auf Karpfen im In- und Ausland. Gelegentlich beangelt sie auch andere exotische Fischarten im fernen Ausland. Claudia ist als eine der ersten Frauen im modernen Karpfenangeln in ganz Europa bekannt geworden. Wenn Claudia nicht am Angeln ist, hält sie europaweit Fachvorträge auf Angelmessen oder veranstaltet gemeinsame Angel-Gruppenreisen in Europa und Asien. Claudia teilt all Ihre Erlebnisse in den sozialen Medien auf Instagram, Facebook und Youtube.
1.Erzähle uns wie Du zum Angeln gekommen bist.
Meine erste Angelerfahrung machte ich mit meinem Vater. Als ich ca. 10 Jahre alt war. Mein Vater hat mich zum ersten Mal auf einem kleinen Boot angeln lassen. Bis heute kann ich mich nicht erinnern, was er eigentlich fangen wollte. Ich weiß nur, dass es sehr langweilig für mich war, denn ich durfte nichts sagen und am besten mich auch nicht bewegen. Bis zum Schluss blieben wir erfolglos, so dass die meisten unserer Angelausflüge in einer kleinen Lachsfischfarm endeten. Dort haben wir uns ein paar Fische gekauft und diese am Abend gegessen.
Etwa 10 Jahre später lernte ich einen jungen Mann kennen. Er hat mir gesagt, dass er gerne angeln geht. Das fand ich ziemlich interessant, weil ich noch nie jemanden getroffen habe, der wirklich aktiv angeln geht. Er erzählte mir irgendetwas über das Karpfenangeln, dass er fast jedes Wochenende am Wasser verbringt und teilweise sogar wochenlang in der Wildnis sitzt und angelt. Auch wenn es sich für mich im ersten Moment sehr merkwürdig angehört hat, musste ich mir dennoch mal anschauen. Und so kam es, dass ich im Frühjahr 2010 das erste Mal mit Ihm zum Angeln gegangen bin.
Was soll ich sagen, das Wochenende war der absolute Hammer und ich war total begeistert. Die tolle Natur, die Stimmung am See und das gute Essen vom Grill. Alles war perfekt. Ich denke, wäre das erste Wochenende nicht so perfekt gewesen, wäre ich vielleicht nicht so schnell wieder mitgegangen. Und das tat ich. Immer häufiger bin ich mit zum Fischen gegangen und habe Ihn und seine Freunde begleitet. Nach den ersten Monaten als passive Anglerin, wollte ich unbedingt selber meinen ersten Fisch fangen. Und so geschah es auch. Über die Zeit habe ich mich immer mehr für das Angeln interessiert und konnte meine eigenen Fische fangen. Alles fing dann mit einem Sponsoring eines Köderherstellers an. Durch diesen konnte ich meine ersten Artikel veröffentlichen und Fachmessen besuchen. Eines Tages entschied ich mich, meine eigene Facebookseite zu eröffnen. Dies mit viel Erfolg. Heute, ca. 5Jahre später bin ich nicht nur auf Facebook aktiv, sondern auch auf Instagram und Youtube. Zudem schreibe ich Fachartikel die in Europa veröffentlicht.
Heute, 9 Jahre später angle ich fast jedes Wochenende und verbringe zum größten Teil meiner Freizeit am Wasser. Wenn ich nicht am Wasser bin, bereite ich meine Trips vor oder bin auf Fachmessen anzutreffen. Wenn mein Leben sich mal nicht um das Angeln dreht, gehe ich ins Fitnessstudio oder bin am Reisen in tropischen Ländern.
2. Warum Angelst Du? Eher zur Entspannung oder wegen dem Adrenalin Kick?
Das Angeln ist für mich eine Kombination aus vielen verschiedenen Aspekten. Als aller erstes bin ich beim Angeln um mich zu entspannen. So wie beim Angeln kann ich an keinem anderen Ort entspannen. Denn es gibt keinen Ort an dem es mehr Ruhe gibt um dem Alltag zu entfliehen. Es gibt nichts entspannteres als einen Sonnenuntergang oder Aufgang am Wasser zu beobachten. In vielen Regionen, in denen ich Fische, gibt es nicht einmal Handy Empfang. Es gibt keinen Ort an dem man besser entspannen kann, als am Wasser.
Aber das Angeln hat weit mehr zu bieten als nur Entspannung. Ich liebe das Angeln an sich. Denn es hat auch vieles damit zu tun, Entscheidungen zu treffen. Geht es um die Wahl des Gewässers, des Angelplatzes, des Rigs, der Köder etc. Es müssen in kurzer Zeit viele Entscheidungen getroffen werden. Wenn dann alles aufgebaut ist und die Köder im Wasser liegen geht die Entspannung los. Wenn dann der Bissanzeiger läutet, steigt das pure Adrenalin in die Venen und die Entspannung wird schnell zur Anspannung. Solang der Fisch nicht im Kescher ist, zittern die Knie und man weiß nicht ob man den Fisch aus dem Wasser bekommt oder nicht. Sobald der Fisch im Kescher liegt, weicht das Adrenalin und die Freude überwiegt. Die Freude über einen tollen Fisch ist eine ganz besondere Freude. Am Schluss kommt die Freude auch daher, dass die eigens gewählte Taktik aufgegangen ist und der Erfolg sich dank der Taktik eingestellt hat. Alles in Allem bietet das Angeln mir ganz viel. Über Erholung, hin zum Adrenalinkick über die Freude über den gefangenen Fisch. All das bietet kaum ein anderes Hobby. Genau deshalb angle ich so gerne.
3. In vielen Teilen der Welt wird das Angeln unbeliebter. Wie versuchst Du Menschen von Deinem Hobby zu begeistern?
Eine meiner großen Aufgaben und Ziele mit meiner Rolle in der Öffentlichkeit ist es, das Angeln von seiner schönen Seite zu zeigen. Denn das Angeln hat vieles zu bieten und ist nicht nur ein Männersport. Mein Ziel ist es, gerade auch die Frauen und Kinder vom Angeln zu überzeugen. Denn leider ist auch heute das Angeln noch zu 99% eine Männerdomäne. Das versuche ich zu verändern, indem ich das Angeln von seiner besten Seite präsentiere. Ich versuche zu zeigen das, das Angeln gerade auch für Familien eine tolle Alternative zu anderen Aktivitäten bietet. Denn das Image vom Angeln und von uns Angler ist ziemlich schlecht. Angler werden oft sehr negativ behaftet. Das oft ohne Grund, manchmal sind wir Angler jedoch selber Schuld an der Situation. Denn die meisten Angler wollen dieses Image nicht ändern und sind froh die einzigen am Wasser zu sein und nicht von anderen Anglern gestört zu werden.
Ich hingegen versuche genau das Gegenteil. Ich teile meine eigenen Erfahrungen mit der Aussenwelt und versuche damit auch weitere Frauen ans Wasser zu gehen. So teile ich all meine Abenteuer mit meinen Followern auf Facebook und Instagram. Mit viel Freude sehe ich, dass es immer mehr weibliche Anglerinnnen gibt, die sich dem Hobby annehmen und Ihre Abenteuer ebenfalls auf Instagram und Facebook teilt. So versuche ich immer mehr Menschen von diesem tollen Hobby zu überzeugen.
4. Hast du eine unvergessliche Angelgeschichte, die du gerne mit uns teilen möchtest ?
Ganz klar gibt es hier unzählige Geschichten die ich beim Angeln erlebt habe und die ich gerne teile. Eine dieser ist im vergangenen Jahr geschehen. Ich fuhr das erste Mal an das wohl bekannteste Karpfengewässer der Welt. Dem Lac de Saint Cassien. An diesem See hat wohl jeder bekannte Angler schon auf Karpfen geangelt. Mittlerweile ist das Nachtangeln hier verboten. Ich hatte 4 Tage zum Angeln und habe auf einem Campingplatz die Nächte verbracht. Es war mega anstrengend und die ersten 3 Nächte ging einfach nichts. Kein einziger Piepser oder Fisch. Ich war einfach nur fertig von den anstrengenden Tagen und hatte nur noch einen einzigen Tag um einen Fisch zu fangen. Der letzte Tag brach an und den ganzen Tag lief wieder nichts. Am Nachmittag dann zog ein großes Gewitter auf. Eine Stunde vor Sonnenuntergang im strömenden Regen habe ich dann einen Vollrun bekommen. Der Fisch zog mächtig Schnur von der Rolle. Ich also rein ins Boot und den Fisch gedrillt. Nach einem ewigen Drill konnte ich den Fisch das erste Mal sehen. Ein riesiger Schuppenkarpfen ist unter dem Boot im klaren Wasser aufgetaucht. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich den Fisch endlich landen. Mein bisher tollster Fang, der zugleich auch mein größter Karpfen war.
5. Am Ende, vielleicht noch ein paar Worte an Angel Anfänger?
Für mich ist es wichtig, dass ich mein Ding mache, ohne das ich mir von anderen reinreden lasse. Gerade beim Angeln gibt es viel Neid und Missgunst. Wer fängt den größten, wer ist der beste Angler etc. Lasst Euch von diesen Leuten nicht beeinflussen. Wenn Ihr Neuanfänger seid, fokussiert Euch auf die schönen Seiten des Angelns und nicht die Leute um Euch herum.
Wenn Ihr eine Frau seid, werdet Ihr sicher nicht direkt von Euren männlichen Mitstreitern ernst genommen. Denn viele Männer können nicht verstehen, dass auch Frauen Angeln können. Daher lasst Euch von diesen negativen Dingen nicht unterkriegen und zieht einfach genau das durch was Ihr gerne macht. Das Angeln.
Ihr werdet schnell sehen, das mit steigendem Erfolg im Angeln auch die negativen Stimmen auch leiser werden. Daher lasst Euch nicht unterkriegen und genießt das Schöne am Angeln. Genau das ist es worauf es ankommt. Die Freude am Angeln.
Claudia Darga, Deutschland